"Ich bin glücklich"

14.11.2025

Alleinerziehende Eltern begleiten ihre Kinder im Schulalltag, sind emotionale Anker und selbstverständlich auch für die Freizeitgestaltung wichtig. Raum für Selbstfürsorge und neue Kraft bieten die jährlichen Reisen der Stiftungsfamilie, die sich an den besonderen Bedürfnissen der Familien orientieren. Norman Lablack hat mit seinen zwei Kindern unsere Auszeit für Alleinerziehende am Königsee besucht. Neben Erholung und Gemeinschaft hat er dort sogar seinen ganz persönlichen Schatz gefunden.

Erfahrung bringt Ruhe

„Die Reise war mein erster richtiger Urlaub seit der Trennung“, sagt Norman Lablack. Der gelernte Lokführer lebt seit drei Jahren mit seinen Kindern Marvin (7) und Mila (9) in Eisingen bei Würzburg. „Am Anfang war die Situation nicht leicht, aber mittlerweile sind die Herausforderungen weniger geworden. Ich habe akzeptiert, dass ich nur zwei Hände habe, und was man an einem Tag nicht schafft, gelingt am nächsten.“ Auf die Auszeit vom 2. bis 9. August in Schönau ist der 39-Jährige zufällig gestoßen. Eigentlich hatte er für seinen Sohn nur das Schulstart-Set beantragt, das die Stiftungsfamilie alleinerziehenden Eltern bezuschusst. „Dabei habe ich den Hinweis auf die Reise bekommen.“

Durchatmen und aufladen

Während des Aufenthalts stand für die Eltern Erholung im Mittelpunkt, mit Yoga, Qi Gong, Nordic Walking, Waldbaden und Massagen. Selbstredend erlebten auch die Kleinen großen Urlaubsgenuss, in betreuten Angeboten, aber auch durch die gemeinsame Zeit mit Gleichaltrigen. Zusätzlich gab es Gelegenheiten zum Austausch untereinander. „Wir hatten von Anfang ein Gemeinschaftsgefühl, auch wegen der familiären Gemeinsamkeiten. Wenn wir alle zusammen unterwegs waren, haben wir abwechselnd auch auf die Kinder der anderen Eltern aufgepasst. Durch dieses Vertrauen konnte jeder und jede auch einmal loslassen, das war ein schönes Gefühl“, erzählt Norman Lablack.

Unverhofftes Glück

Eine Geschichte wie aus dem Film hat der stolze Vater, der außerdem regelmäßiger Besucher unserer Elternnetzwerke ist, obendrauf zu erzählen: „Es ist fast kitschig, aber seit der Woche am Königsee steht mein Leben etwas Kopf. Ohne jede Erwartung, gefestigt in meinem Leben als Alleinerziehender, stolz darauf, alles gemeistert zu haben, habe ich auf der Reise eine der Teilnehmerinnen kennengelernt und bin seitdem glücklich in einer Patchwork-Beziehung.“ Wir denken: Manchmal kommt es eben genau, wie es kommen soll. Alles Gute für die junge Familie und bis ganz bald!

Unsere Reise gibt es im nächsten Jahr gleich zweimal: vom 3. bis 10. April in Baiersbronn mit Fokus auf gemeinsame Zeit. Außerdem vom 1. bis 8. August in Schönau am Königsee mit Kinderbetreuung und Auszeiten für Eltern. Fragen Sie auch nach unserem Zuschuss bis zu 90 Prozent des Reisepreises. Kontakt: Tel. 069 809076-166, E-Mail: hilfen@stiftungsfamilie.de. Alle Leistungen der Stiftungsfamilie für Alleinerziehende: www.stiftungsfamilie.de

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07.11.2025
 

"Die Kuren waren lebensumwälzend"

 Sandra Blumenstein machte 2011 ihre erste Mutter-Kind-Kur in Haus Möwennest, der Kurklinik der Stiftung EWH. Rund zehn Jahre war sie da schon bei der Deutschen Bahn und fast genauso lange auch Mitglied in der Stiftungsfamilie. Eine Betriebsrätin bei der damaligen DB Projektbau hatte ihr den kollegialen Tipp gegeben. Mit dem fünfjährigen Oscar und der zweijährigen Martha ging es im Mai für drei Wochen auf die Sonneninsel Usedom – und diese Auszeit war bitter nötig, denn zwei Monate später starb ihre schwer kranke Mutter.  „Ich musste Energie tanken“ „Das war eine schlimme Zeit“, erzählt uns die heute 48-Jährige. „Meine Mutter hatte Krebs und war schon im Hospiz. Wir haben natürlich täglich von der Kur aus telefoniert, aber ich brauchte da­mals einfach Zeit für meine Kinder, die durch die Umstände zu kurz kamen. Und ich musste selbst Energie tanken. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich mich im Haus Möwennest total gut aufgehoben gefühlt habe. Nicht wie eine Patientin, sondern ich fühlte mich unterstützt.“ „Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen“ Um den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten, wandte sich Sandra Blumenstein an eine psychologische Beratungsstelle in ihrem Heimatort. Dies half ihr zunächst. Als 2012 ihr drittes Kind zur Welt kam, war jedoch klar, dass etwas im Argen liegt: Liese musste wegen Schwangerschaftsvergiftung in der 31. Woche per Kaiserschnitt geholt werden. „Mein Körper konnte das alles nicht verkraften“, erinnert sich die Mutter. „Mein Vater musste ja auch gestützt werden, und unsere Kinder Oscar und Martha sollten doch möglichst unbeschwert sein dürfen. Ich erholte mich zwar nach der Geburt körperlich ganz gut, aber Liese musste aufgrund der Frühgeburt kardiologisch intensiv behandelt und betreut werden und noch mehrere Wochen in der Klinik bleiben. Das hieß Medikamente in den ersten Monaten und engmaschige ärztliche Betreuung. Nach Lieses zwei holprigen ersten Lebensjahren entwickelte sie sich ganz normal. Heute ist sie noch mit Augenproblemen in Behandlung bei Augenspezialisten.“   — Die dreiwöchige Mutter-/ Vater-Kind-Kur wird i.d.R. alle vier Jahre von der Krankenkasse gewährt und findet in Haus Möwennest auf der Sonneninsel Usedom statt. Neben Präventivmaßnahmen und Entspannungstherapien bieten wir auch Gruppen- und Einzelgespräche an.  Weitere Infos und Termine: www.stiftungsfamilie.de „Das war eine tolle Familienzeit“ 2015 beschlossen Sandra Blumenstein und ihr damaliger Mann, mit der gesamten Familie eine Kur im Haus Möwennest zu machen. „Meine Erfahrungen in der ersten Kur waren so gut, dass ich unbedingt wieder hinwollte – und dieses Mal mit allen. Damals konnten die Partner zwar noch nicht gemeinsam die Angebote nutzen, wie das heute der Fall ist, aber es war trotzdem toll, dass wir drei Wochen lang intensiv Zeit miteinander verbracht haben“, sagt sie. „Wir hatten wieder die Fahrräder dabei, sodass wir ausgiebig die Umgebung erkunden konnten. Gleichzeitig macht das den Kopf frei, finde ich. Es ist einfach schön, hier mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.“ „Ich denke, das hat mein Leben umgewälzt“ Vier Jahre später stieß Sandra Blumenstein erneut an ihre Grenzen. „Ich fühlte mich nicht mehr wohl in meiner Ehe, hatte mit mir in meinem Leben zu kämpfen und kam zu der Einsicht, etwas verändern zu müssen“, erinnert sich die 48-Jährige. „Und dann kam auch noch Corona! In 2020 durfte ich dann wieder eine Kur machen und der Ort war völlig klar: Haus Möwennest. Ich war, glaube ich, in der zweiten Kur, die unter harten Corona-Auflagen stattfinden konnte. Diese Zeit hat mein Leben umgewälzt. Ich hatte dort einige therapeutische Gespräche, habe viel über mich erfahren. Nach der Kur, damals mit meinen beiden Töchtern, habe ich Stück für Stück umgesetzt, was wir in den Gesprächen zusammen erarbeitet hatten.“   — Wer nicht an einer Kur teilnehmen kann oder möchte: Die Sozialberatung der Stiftungsfamilie hilft Vätern und Müttern kompetent und ganzheitlich: 0800 0600 0800. Oder Sie besuchen ein Eltern- Kind-Coaching. Die gibt es als regionales Tagesseminar oder mehrtägig – auch speziell für Alleinerziehende. „Es geht uns gut“ Heute treffen wir Sandra Blumenstein erneut in Haus Möwennest – in ihrer vierten Kur, die sie mit ihrer jüngsten Tochter Liese macht. Die Zwölfjährige freut sich sehr darüber, dass einige andere in ihrem Alter da sind. „Ich bin sicher, dass das Team hier auch darauf schaut, wie die Begleitkinder zu­sammenpassen“, vermutet die mittlerweile bei DB Systel arbeitende Mutter augenzwinkernd. „Für Liese ist das toll. Fast so toll, wie die Postkarte, die kurz vor der Kur ins Haus geflattert kam und persönlich an sie adressiert wurde. Da hat sie gleich gesagt, dass sie sich willkommen fühlt und nicht nur als mein Anhängsel. Überhaupt ist das Team hier so freundlich, herzlich und kompetent und man fühlt sich nicht bedrängt oder eingeengt. Dazu das Meer direkt vor der Nase: herrlich! Am Empfang kriegt man übrigens gleich den Tipp, jeden Tag einmal ans Wasser zu gehen, weil es immer anders aussähe. Das ist sowas von richtig! Vielleicht nehme ich gerade deshalb so viel für mich mit.“ Sandra Blumenstein ist mittlerweile getrennt von ihrem Mann. „Wir verstehen uns heute viel besser“, sagt sie. Er ist ein guter Vater und wir erziehen unsere Kinder gemeinsam. Wir hatten zu fünft besprochen, wie unser Weg als Familie sein könnte. Die drei wollten nicht immer ein paar Tage da oder dort sein. Deshalb leben Oscar, Martha und Liese bei mir, und ihr Vater kommt zu ihnen, wann immer er das möchte.“

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