Wenn Stress gefährlich wird

02.02.2022

Permanenter Zeitdruck und ein Arbeitspensum, das so groß ist, dass Sie Ihr Privatleben und Ihre Hobbys vernachlässigen? Vielleicht macht sich der übermäßige Stress bei Ihnen sogar schon körperlich und seelisch bemerkbar: Wenn Sie sich chronisch erschöpft fühlen und sich in Ihnen das Gefühl von Sinn- und Hoffnungslosigkeit breitmacht, weil Ihnen gerade alles über den Kopf wächst, sitzen Sie wahrscheinlich in der Stressfalle. Unsere Expertinnen und Experten von der Stiftungsfamilie helfen Betroffenen gern weiter. Marina Kyewski, unsere Fachkraft für Stress- und Burnout-Prävention, etwa informiert und berät regelmäßig unsere Mitglieder, damit Sie wieder zu einer guten Work-Life-Balance finden. So geschehen auch bei unserem „Projekt Leben“-Webinar Ende Januar, zu dem sich rund 150 Interessierte aus ganz Deutschland – von Ostfriesland bis ins Ostallgäu – zugeschaltet hatten.

„So negativ, wie viele Menschen ihn empfinden, ist Stress allerdings nicht in jedem Fall“, betont die Stressmanagement-Trainerin in ihrem Online-Vortrag. „Stress ist überlebensnotwendig“ – wie ein Blick in die Steinzeit zeige. Begegnet ein Neandertaler einem Säbelzahntiger, kommt es zu einer starken Stressreaktion. Alle Energiereserven werden mobilisiert, um zu fliehen oder anzugreifen. Ist die Bedrohung gebannt, schalten Hirn und Körper wieder in den Ruhezustand und erholen sich im besten Fall von der Strapaze.

„Gefährlich wird Stress, wenn wir uns in einem Dauerzustand der Erregung befinden und keine Zeit ist, um sich von der anhaltenden Erschöpfung zu regenerieren“, sagt Marina Kyewski. Im schlimmsten Fall mündet dies in einem Burn-Out. Menschen, die dauerhaft überlastet sind, zeigen ganz unterschiedliche Reaktionen darauf, die sich in körperlicher, mentaler, emotionaler oder sozialer Erschöpfung äußern. Manche plagen Rücken- oder Kopfschmerzen – oder die Pulswerte steigen. Andere ziehen sich völlig zurück von der Familie und dem Freundeskreis. Auch die eigene Kreativität kann verlorengehen, wenn man im gestressten Zustand zu lange verharrt. Und einige sehen dann keinen Ausweg aus ihrer scheinbar hoffnungslosen Lage.

Aber wie genau entsteht Stress eigentlich? Der Stressor, der Auslöser, kann von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich ausfallen. Die eine liebt enge Deadlines, der nächste kann damit gar nicht umgehen. Daher ist es zunächst wichtig zu analysieren, welche äußeren Faktoren, aber vor allem auch welche persönlichen Werte, Einstellungen und Gedanken das Stressgefühl verstärken. „Es ist also ganz wichtig herauszufinden, welcher Gedanke mich konkret stresst, denn dieser kann den Stress noch verstärken.“ Das erfordere viel Achtsamkeit. Oft hilft es auch schon, die an einen gestellten Anforderungen neu zu bewerten. Es sei oft ein jahrelanger, kontinuierlicher Prozess und braucht Zeit, bis beispielsweise ein Perfektionist förderliche Glaubenssätze entwickelt wie: „Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss.“ Es kann ein längerer Weg sein, bis er nicht mehr 120 Prozent an Leistung erbringen muss, sondern auch mal lernt, einen Gang auf 80 Prozent runterzuschalten. Wirksame Werkzeuge gegen Stress sind auch: Nein zu sagen, Grenzen zu setzen, Arbeit abzugeben oder die Sach- und Fachkompetenz zu erweitern etwa durch Fortbildungen.  

Darüber hinaus können eine veränderte Tages- oder Arbeitsstruktur Abhilfe schaffen. „Ebenso können Rituale helfen.“ Ein nicht zu unterschätzender Faktor, um Stress abzubauen, sind auch soziale Kontakte und Engagement.

Marina Kyewski unterstreicht in ihrem Vortrag zudem, wie wohltuend richtige Pausen sind – also nicht schnell das Brötchen nebenher am Computer essen oder in der Kantine noch Probleme wälzen, sondern wirklich zwischendurch den Desk verlassen und einfach mal abschalten. Um sich körperlich und psychisch vom Stress zu erholen, ist es zentral, sich Ausgleich zu verschaffen – etwa Sport treiben, spazieren, meditieren, sich entspannen, kreativ sein oder einfach das machen, was Ihnen Spaß bereitet. Im Chat des Webinars kamen viele Vorschläge: im Keller zu werkeln, im Wald zu spazieren oder ein warmes Wannenbad zu nehmen.

Wer mehr praktische Tipps und Übungen braucht oder sich intensiver mit dem eigenen Stressmanagement auseinandersetzen möchte, kann sich gern für unsere Seminare anmelden.

Weitere Artikel