Mit der Sozialberatung bietet die Stiftungsfamilie professionelle Begleitung, wenn berufliche oder private Ereignisse das Leben ins Wanken bringen. In Gesprächen finden Menschen den Halt und die Orientierung, die in ihrer Lebenssituation vorübergehend verloren gegangen sind. Ziel ist es, die Ratsuchenden so zu stärken, dass sie wieder aus eigener Kraft für sich handeln können. Wir haben mit Matthias Faber (Name von der Redaktion geändert) gesprochen, der sich in der Beratung mit Verantwortung, Selbstfürsorge und Partnerschaft beschäftigt hat.
In welcher Situation sind Sie auf unsere Sozialberatung zugegangen?
Ich arbeite seit meiner Ausbildung zum Immobilienkaufmann bei der Deutschen Bahn, aktuell im strategischen Portfoliomanagement. 2019 nahm ich eine Führungsposition in Köln an. Ich lebte mit meiner Frau in Hofheim am Taunus und pendelte bis zu viermal in der Woche an meine neue Arbeitsstelle. Leider musste ich feststellen, dass mich der Standortwechsel und das Pendeln sehr belasteten. Dazu kam Anfang 2020 dauerhaftes mobiles Arbeiten durch die Coronapandemie bzw. den Lockdown. Mein Team über den Laptop zu führen, funktionierte für mich überhaupt nicht. In dieser Zeit nahm ich etwa 20 Kilo zu.
Gab es weitere belastende Dinge?
Kurz nachdem ich die neue Stelle zugesagt hatte, bekamen wir die großartige Nachricht, dass wir Eltern werden würden. Allerdings stritten meine Frau und ich schon damals häufig, die Beziehung lief nicht gut. Mit Paartherapien und einem Umzug in das benachbarte Kriftel im August 2021 wollten wir einen Wandel herbeiführen, aber die Probleme blieben. Immer mehr Menschen sagten mir, dass ich angestrengt und müde wirken würde, mich verändert hätte. Ich widersprach und zog mich innerlich zurück. Heute weiß ich, dass ich das Gegenteil gebraucht hätte. Anfang Februar 2022 stellte mein Hausarzt nach einem Nervenzusammenbruch die Diagnosen Burn-out und Depression.
Wie kam der Kontakt zu uns zustande?
Ich war über ein Jahr lang krankgeschrieben und suchte händeringend Hilfe. Ich begann eine Psychotherapie und wurde über die MUT-Hotline der Deutschen Bahn wieder auf die Stiftungsfamilie aufmerksam, in der ich seit meiner Ausbildung Mitglied bin. Ab April 2022 konnte ich regelmäßig mit Jenny Schäfer aus der Sozialberatung sprechen (siehe nachfolgenden Bericht). Der Austausch hat mir geholfen, meine Situation und mich selbst zu verstehen und anzunehmen. Mir wurde klarer, warum sich mein Leben so entwickelt hatte und was ich nun ändern wollte. Ich habe mich damals übermäßig verantwortlich gefühlt, einfach für alles und jeden. Ausreichend auf mich selbst zu achten, hatte ich nie gelernt. Dadurch bin ich irgendwann ausgebrannt.
Wie geht es Ihnen heute?
Viel besser. Im August 2023 begann meine berufliche Wiedereingliederung in Frankfurt am Main in dem Bereich, in dem ich schon vor meiner Station in Köln gearbeitet hatte. Meinem Arbeitgeber bin ich wahnsinnig dankbar für die durchgehende Unterstützung, als es mir schlecht ging. Meine Frau und ich haben uns aber kurz vor Beginn der Wiedereingliederung auf ihre Initiative hin getrennt. Ich glaube, ich wäre diesen Schritt nie gegangen. Rückblickend bin ich ihr sehr dankbar, denn so war ein Neuanfang für mich möglich. Unser Sohn Elias ist jetzt sechs Jahre alt und lebt im Wechselmodell bei uns. Es gelingt uns sehr gut, als Eltern für ihn da zu sein. Dieser positive Wandel wäre ohne die Beratung nicht möglich gewesen.
Herausforderungen in der Partnerschaft
Als Sozialberaterin der Stiftungsfamilie begleitet Jenny Schäfer Menschen wie Matthias Faber dabei, positive Veränderungen für herausfordernde Lebenssituationen anzustoßen: „Ich finde es immer spannend, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, und es macht mir große Freude, Ratsuchende zu stärken, Perspektiven aufzuzeigen und sie dabei zu unterstützen, aus eigener Kraft Verbesserungen zu bewirken“, so die zweifache Mutter.
Beziehungen und das Familienleben seien häufige Themen, sagt Jenny Schäfer. Gründe für den Kontakt zur Sozialberatung gibt es viele: „Manchmal passen Interessen nicht mehr zusammen, eine Person fühlt sich unfair behandelt oder es gibt Konflikte durch unterschiedliche Erziehungsansichten“, so die 38-Jährige. „Wichtig ist, dass beide Seiten Veränderungswünsche ansprechen, denn zu Trennungen kann es gerade dann kommen, wenn sich Partnerinnen oder Partner in ihren Bedürfnissen dauerhaft ungesehen fühlen. Genauso wie Paare beraten wir Menschen, die eine Partnerschaft verlassen haben oder die verlassen wurden. Oft wünschen sie sich Begleitung dabei, sich neu aufzustellen oder um das Erlebte zu verarbeiten.“
Vorteil des Beratungsformats ist außerdem der vertrauliche Rahmen: „Als Beratende unterliegen wir der Schweigepflicht. Wir arbeiten wertschätzend und lösungsorientiert und bei den Themen gibt es kein Richtig oder Falsch. Alles, was als belastend erlebt wird, ist es wert, angesprochen zu werden.“